• Auf Netflix ist Leni Bolt bei „Queer Eye Germany“ zu sehen
  • Sie arbeitet als Work-Life-Coach
  • Das Interview mit „Promipool“

Leni Bolt wurde schon früh als Designerin bekannt. Heute arbeitet Leni, die nicht-binär ist und die Pronomen sie/ihr bevorzugt, als Work-Life-Coach. 2022 wurde Leni Teil von „Queer Eye Germany“ auf Netflix, einer deutschen Version der erfolgreichen US-Serie, in der die sogenannten „Fab 5“ einzelnen Menschen mit Umstylings und Coachings helfen.  

„Queer Eye Germany“-Leni Bolt im Interview

Netflix-Star Leni Bolt ist es auch wichtig, sich für andere einzusetzen – ob im Rahmen der KiKA Awards 2022 als Patin oder für mehr Sichtbarkeit von Nicht-Binärität. „Promipool“ hat mit ihr im Interview gesprochen. 

„Promipool“: Hallo Leni, du bist als Work-Life-Coach tätig. Woher kam bei dir der Drang, anderen Menschen zu helfen? 

Leni Bolt: Das hat ein bisschen mit meiner eigenen Geschichte zu tun. Ich habe vor einigen Jahren ein ziemlich heftiges Burn-out gehabt und musste mir sozusagen selbst heraushelfen. Ich habe mir selber Strategien angeeignet, wie ich zurück in das Arbeitsleben gehen kann und auch, wie ich zurück in das Arbeitsleben gehen möchte.

Ich war damals ein totaler People-Pleaser, das habe ich abgelegt. Ich kann jetzt auch besser Grenzen setzen und Nein sagen. Und all dieses Wissen und all diese Erfahrungen, die ich gesammelt habe, die möchte ich jetzt anderen Menschen weitergeben, um sie vor so etwas wie einem Burn-out auch zu bewahren. 

Auch interessant:

Du stehst selbst in der Öffentlichkeit. Inwiefern ist es dann für dich einfach, selbst diese Strategien zum Thema Work-Life zu befolgen? 

Das ist eine berechtigte Frage. Nur weil ich Coachin bin, heißt das nicht, dass ich perfekt bin und alle diese Bereiche gut abdecken kann. Ich merke das selber auch, gerade wenn ich am Reisen bin, dass ich so ein bisschen aus meiner Routine rauskomme. Aber dadurch, dass ich weiß, wie ich selber daran arbeite, weil ich das eben auch anderen Leuten lehre, versuche ich mich immer an meine eigenen Strategien zu halten. Und das funktioniert aktuell ganz gut. 

Inzwischen bist du mit „Queer Eye Germany“ auf Netflix zu sehen. Wie hat das dein Leben verändert? 

Um 180 Grad! Der Launch von „Queer Eye Germany“ war Anfang des Jahres und seitdem habe ich natürlich eine viel höhere mediale Aufmerksamkeit bekommen. Ich bin sehr, sehr dankbar dafür, gerade weil ich auch weiß, dass ich als nicht-binäre Personen einen Auftrag habe, für andere nicht-binäre Personen einzustehen und zu zeigen, dass es uns auch gibt, dass wir kein Trend sind und dass es uns schon immer gab. Und diese Message möchte ich auch in die Welt tragen, abseits von meinem Job als Coach. 

Aber es gibt sicher immer noch einige Kommentare, einige Vorurteile, mit denen du konfrontiert bist... 

Auf jeden Fall! Und auch Kommentare, die vorher so nicht da waren. Diese neue Öffentlichkeit bringt auch noch mehr Verantwortung mit sich und natürlich leider auch noch mehr von der dunklen Seite – also die Menschen, die es nicht verstehen, die einem sagen wollen, dass es nicht richtig ist, so wie ich bin. Aber ich bin stark genug, dagegen anzukämpfen. 

Was würdest du denn Leuten raten, die diese Stärke vielleicht noch nicht haben? 

Meistens ist es ja so, dass die Leute, die online so Kommentare hinterlassen, sich niemals trauen würden, im echten Leben so etwas zu machen. Was ich auch gelernt habe, ist: Meistens ist es eine Reflexion von denen selbst. Die sind mit ihrer eigenen Identität, mit ihrer eigenen Sexualität nicht im Reinen und projizieren das in dem Fall auf mich, weil sie sehen, dass ich mir die Freiheit nehme, so zu leben, wie ich möchte. Und das triggert etwas bei denen. 

Was sollte die Allgemeinheit denn noch über das Nicht-Binär-Sein wissen und was müsste sich ändern? 

Wichtig ist für die Menschen zu verstehen, dass es einerseits schon wissenschaftliche Belege dafür gibt, dass wir viel diverser sind, als es oftmals zum Beispiel in Biologiebüchern gezeigt wird. Ich finde auch, dass es ein Update geben sollte von Biologiebüchern in Schulen. Und es ist auch wichtig, mehr Menschen zu akzeptieren, die so sind wie wir sind. Wir nehmen ja auch niemandem etwas weg. Deswegen verstehe ich diesen Hass gegen nicht-binäre oder gegen trans*-Menschen gar nicht. Das wäre mir wichtig: mehr Bildung und mehr Akzeptanz. 

Gerade bist du auch bei den KiKA Awards 2022 aktiv. Wie kam es dazu, dass du dort Patin bist? 

Die Anfrage kam vor ein paar Monaten rein und da wusste ich auch noch gar nicht genau, was es bedeutet, Patin zu sein. Aber ich war sofort begeistert von der Idee und von dem Konzept des Awards. Auch für den Bereich „Make a Change“, weil ich ja wirklich dahinterstehe und ich auch das Gefühl habe, dass die nächste Generation die Kraft hat, etwas in unserer Gesellschaft zu verändern. 

Was ist denn genau deine Aufgabe als Patin? 

Ich bin dafür da, um die Teams vor Ort zu unterstützen und ihnen Mut zu machen, ihnen einfach Kraft zu geben für ihre Präsentation und ihnen zu sagen, dass ihre Projekte wirklich wertvoll sind und sie darin einfach noch zu bestärken. 

Vielen Dank für das Gespräch. 



Am Freitag, den 18. November um 19.30 Uhr werden die KiKA Awards live bei KiKA vergeben, noch kann für die Projekte abgestimmt werden.