Im Wien der 1780er-Jahre setzt die neue ARD-Serie „Mozart/Mozart“ an einem blinden Fleck der Musikgeschichte an: Statt Wunderkind Wolfgang Amadeus steht seine ältere Schwester Maria Anna, genannt „Nannerl“, im Fokus. Sie gilt als ebenso begabt, doch ihre Karriere endet, als sie erwachsen wird – eine Frau auf großen Bühnen ist nicht vorgesehen.

Eren M. Güvercin spielt Wolfgang Amadeus Mozart rebellisch

Trotzdem hat natürlich auch Wolfgang Amadeus Mozart eine wichtige Rolle im Leben seiner Schwester gespielt. Schauspieler Eren M. Güvercin (23) verkörpert den legendären Musiker als exaltierten, androgynen Künstler, der zwischen Genialität und Selbstzerstörung schwankt. Er habe versucht, „alles aufzusaugen wie ein Schwamm“, erzählt er über seine Vorbereitung, laut „klassikradio.de“.

Briefe, Biografien und Mozarts Werk halfen ihm, den Menschen hinter dem Mythos zu finden. Besonders die frechen, liebevollen Schreiben an Maria Anna faszinierten ihn. In der Serie zeigt er Amadeus als Figur, deren Genialität nicht erklärt werden muss, sondern in jeder Geste mitschwingt. Wichtig war ihm, dass die enge, liebevolle Verbindung der Geschwister spürbar bleibt.

Jungstar Eren M. Güvercin: SO anders sieht er im wahren Leben aus

Für seine Rolle hat sich der Schauspieler vor dem TV-Kamera komplett verwandelt. Eine andere Frisur und alte Klamotten, die zur damaligen Zeit passen, lassen ihn in einem völlig neuen Licht erstrahlen. Im echten Leben begeistert Eren mit seinen dunklen Naturlocken und einem lässigen Auftreten. Er weiß genau, mit welchen Looks er in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgen kann.

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Eren M. Güvercin spielt bei „Mozart/Mozart“ eine Hauptrolle

Der 23-Jährige ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Er sammelte erste größere Erfahrungen am Deutschen Theater im Stück „Die Welt in Uns“. Einem jüngeren Publikum fiel er vor allem in der Webserie „Druck“ auf, in der er den suchenden Schüler Isi spielt. In Interviews beschreibt er Schauspiel als Raum, in dem er „Grenzen überschreiten“ und bewusst das Unbehagen aushalten will.

Politisches Engagement und queere Geschichten als Herzensprojekte

Neben „Mozart/Mozart“ prägen queere und politisch wache Projekte Güvercins Karriere. In der Netflix-Doku „Eldorado – Alles, was die Nazis hassen“ wirkte er an der Rekonstruktion eines queeren Berliner Nachtlebens der 1920er-Jahre mit. Den Film hält er für einen der wichtigsten seit Langem, weil er Parallelen zwischen der Rhetorik der Nazis und heutigen rechten Strömungen sieht.

Auch seine Rollenwahl folgt diesem Bewusstsein: Figuren, die mit Identität, Freiheit und Sichtbarkeit ringen, liegen ihm besonders. In „Mozart/Mozart“ verbinden sich diese Themen mit barocker Musik, modernisiertem Score und einer Bildsprache, die Mozarts Welt wie einen elektrisierten Popkosmos wirken lässt.