Es ist eine der tragischsten Nächte der Musikgeschichte: In den frühen Morgenstunden des 5. Dezember 1791 stirbt Komponist Wolfgang Amadeus Mozart in Wien – viel zu jung und mitten in intensiver kreativer Arbeit. Nur zwei Tage später wird sein Leichnam im Dunkeln zum Friedhof St. Marx gebracht und in einem Schachtgrab der dritten Klasse beigesetzt. Keine große Trauergemeinde, keine feierliche Prozession, nur eine nüchterne Beerdigung nach den strengen Vorschriften des damaligen Sanitätsgesetzes. Ausgerechnet das Ende eines Genies wird so zum Ausgangspunkt jahrhundertelanger Spekulationen.

Wolfgang Amadeus Mozart stirbt ohne Trauerzug in Wien

Der 7. Dezember 1791 ist kalt, nass und trist. Nach dem Königlich-Kaiserlichen Sanitätsgesetz sind aufwendige Begräbnisse für Bürgerliche untersagt, um Krankheiten einzudämmen. Wer nicht adlig ist oder dem Ritterstand angehört, erhält nur eine schlichte Einsegnung im zuständigen Gotteshaus, danach folgt – nach einer Wartezeit von 48 Stunden – die Beisetzung bei Nacht. Bei Mozart bedeutet das: Grabstätte dritter Klasse, eingeteilt nach der verfügbaren Barschaft, kein prunkvoller Sargzug, keine offizielle Ehrung. Für einen Mann, dessen Musik bereits zu Lebzeiten gefeiert wurde, wirkt dieses Ende fast unwirklich und verstärkt bis heute das Gefühl eines dramatischen Bruchs zwischen Ruhm und Abschied.

Geheimer Auftraggeber und das unvollendete Requiem

Zusätzliche Spannung entsteht durch die Geschichte um Mozarts Requiem. Wenige Tage nach seinem Tod kursieren Gerüchte über einen anonymen Besucher, der den Komponisten in seinen letzten Wochen mehrfach aufgesucht haben soll. Laut planet-wissen.de gilt es inzwischen als gesichert, dass es sich dabei um einen Boten des niederösterreichischen Grafen von Walsegg handelte. Dessen Frau war im Februar verstorben, für sie ließ der Graf eine Totenmesse bestellen – diskret, über Mittelsmänner. Mozart beginnt an diesem Requiem zu arbeiten, doch sein Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide, das Werk bleibt unvollendet. 

Spekulationen von Vergiftung bis Mordkomplott

Seit dem 19. Jahrhundert ranken sich unzählige Theorien um die Todesursache des Komponisten. In historischen Berichten tauchen Begriffe wie „Frieselfieber“ auf – eine Diagnose, die der modernen Medizin unbekannt ist. Andere Hypothesen sprechen von Syphilis, einer Quecksilbervergiftung im Zusammenhang mit freimaurerischen Kreisen oder sogar von einem Giftanschlag durch Komponist Antonio Salieri. Die Vorstellung eines Mordkomplotts hielt sich besonders erstaunlich lange in der Popkultur. Doch bei genauer Betrachtung fehlen für diese drastischen Szenarien belastbare Beweise. Was bleibt, ist das Bild eines schwer kranken Mannes, dessen Leiden sich über mehr als zwei Wochen hinzieht und der noch zwei Stunden vor seinem Tod bei Bewusstsein gewesen sein soll.

Medizinische Analyse: Rheumatisches Fieber als Todesursache

Moderne Medizinerinnen und Mediziner haben die überlieferten Krankheitssymptome neu bewertet. Nach heutigen Erkenntnissen spricht vieles für ein rheumatisches Entzündungsfieber, ausgelöst durch eine Infektion mit Streptokokken. Mozart litt in seinen letzten Tagen an akutem Fieber und stark geschwollenen Gelenken – typische Anzeichen dieser Erkrankung. Bereits als Kind soll er rheumatische Anfälle gehabt haben, was das Risiko für schwere Spätfolgen deutlich erhöhte. Hinzu kommt die damalige Behandlungspraxis, die aus heutiger Sicht eher schadete als half. In einer Zeit ohne Antibiotika bedeutete eine solche Infektion für viele Betroffene das sichere Todesurteil. Dass Mozarts Frau Constanze das Grab ihres Mannes erst 17 Jahre später aufsuchte, bleibt dennoch eines der rätselhaftesten Details dieser tragischen Geschichte.