Fünf Monate nach dem tragischen Tod von Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier bewegt das Schicksal der Ausnahmesportlerin noch immer viele Fans und Wegbegleiter. Nun hat ihr Vater Andreas in einem emotionalen Gespräch mit Sport Bild neue Einblicke in Lauras Leben, ihre Leidenschaft für die Berge und ihre letzten Wünsche gegeben. Der 58-Jährige beschreibt, wie sehr die frühere Biathlon-Ikone die Freiheit in den Höhen liebte – und warum er trotz ständiger Sorge um ihre riskanten Touren ihren Weg respektierte.

Andreas Dahlmeier über ständige Sorge und Lauras Bergliebe

Im Rückblick auf die vielen Kletter- und Bergtouren seiner Tochter spricht Andreas Dahlmeier offen über die permanente Angst im Hintergrund. „Ich musste immer mit dem Anruf rechnen, dass etwas passiert ist“, erzählt er Sport Bild über die riskanten Abenteuer der Sportlerin. Gleichzeitig habe ihn gerade das Ausbleiben solcher Anrufe beruhigt: „Daher war es immer ein gutes Zeichen, wenn ich nichts gehört habe. Laura war immer sehr umsichtig. Aber als Bergsteiger braucht man auch Glück.“ Genau dieses Glück verließ sie am 28. Juli, als sie im Karakorum-Gebirge in Pakistan unterwegs war – an einem Ort, der für sie Freiheit und Erfüllung bedeutete.

Unglück am Laila Peak: Steinschlag nimmt jede Chance

Gemeinsam mit ihrer Seilpartnerin Marina Krauss war Laura Dahlmeier am Laila Peak im pakistanischen Karakorum unterwegs, als sich das Drama ereignete. Auf einer Höhe von rund 5700 Metern traf ein massiver Steinschlag die beiden erfahrenen Bergsteigerinnen. Dabei wurde die frühere Biathlon-Dominatorin so schwer verletzt, dass jede Hilfe zu spät kam. Auch die Bergung ihres Leichnams scheiterte trotz großer Anstrengungen. In den Tagen nach dem Unglück verschlechterte sich das Wetter drastisch, weitere Fels- und Gesteinsmassen gingen ab und begruben die Stelle, an der sie lag, endgültig.

Vater sieht Frieden für Laura in den Bergen

Für Andreas Dahlmeier ist es ein schmerzhafter, aber tröstlicher Gedanke, dass seine Tochter an dem Ort geblieben ist, den sie so sehr liebte. „Vielleicht wollte sie es auch so. Laura ist dort begraben, wo sie glücklich war und sich frei fühlte“, sagt er im Gespräch mit der Sport Bild. Er malt sich aus, wie unpassend für sie ein klassisches Grab gewesen wäre: Wenn ständig Menschen an ihr Grab kämen, „sie würde aufschauen und denken: Meine Güte, schon wieder ist jemand da. Lasst mir doch endlich mal meine Ruhe!“ Für den Vater steht fest: Seine Tochter hätte es so gewollt, in den Bergen ihren Frieden zu finden.

Geheime Trauerfeier und Lauras klare Worte an die Familie

Trotz ihres großen sportlichen Ruhms – darunter zwei Olympia-Goldmedaillen – wurde die Trauerfeier für Laura bewusst klein gehalten. Die Beisetzung fand am 11. August in der Wallfahrtskirche St. Anton in Garmisch-Partenkirchen statt, im engsten Kreis mit rund 200 Menschen, die ihr besonders nahestanden. „Sie hat gesagt, es sollen nur die kommen, die sie gerne mochte“, berichtet ihr Vater. Andreas selbst mied zunächst die Berge, kehrte inzwischen aber zurück – auch, weil er sich sicher ist, was seine Tochter ihm mit auf den Weg gegeben hätte: „Behaltet mich in guter Erinnerung, aber das Leben geht weiter. Steckt nicht den Kopf in den Sand. Geh raus zum Klettern, Papa!“