Die Nachricht vom Tod der Kessler-Zwillinge, Ellen und Alice, erschütterte die Welt der Unterhaltung. Im Alter von 89 Jahren starben die beiden in Grünwald bei München. Die Schwestern, die als Tänzerinnen und Sängerinnen international bekannt wurden, wählten einen assistierten Suizid, wie die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben bestätigte. Ihr letzter Wunsch war es, gemeinsam in einer Urne beigesetzt zu werden. „Im Tode vereint, so hätten wir es gern – und so haben wir es auch testamentarisch verfügt“, sagte Ellen Kessler im letzten Jahr laut Bild.
Ein Leben voller Glanz
Alice und Ellen Kessler zählten zu den größten Stars ihrer Zeit. Über 60 Jahre lang standen sie auf den Bühnen der Welt, tanzten mit Legenden wie Frank Sinatra und Fred Astaire. Doch trotz ihres internationalen Ruhms fühlten sie sich in Deutschland oft unverstanden. In den prüden Nachkriegsjahren zeigten sie viel Bein und setzten auf Glamour, was nicht überall auf Begeisterung stieß. Dennoch blieben sie ihrer Linie treu, heirateten nie und wurden im Ausland für ihre professionellen Auftritte geliebt.
Eine bewegte Kindheit
Die Zwillinge wurden am 20. August 1936 im sächsischen Nerchau geboren. Schon früh lernten sie das Tanzen, angetrieben von ihrem Vater, der sie oft hart behandelte. Ihre Kindheit war alles andere als unbeschwert: zwei ihrer Brüder starben früh und der Vater war gewalttätig. Diese Erlebnisse schweißten die Schwestern untrennbar zusammen. „Unsere Angst vor seiner blinden Wut und das Gefühl, uns an niemand anderem festhalten zu können, hat uns für alle Zeiten zusammengeschweißt“, erinnerten sich die beiden laut Die Zeit.
Der Weg zum Ruhm
Noch vor dem Bau der Berliner Mauer floh die Familie der Kesslers in den Westen. Dort begann ihre Karriere 1952 am Düsseldorfer Revuetheater Palladium. Der Durchbruch kam, als der Chef des berühmten Lido in Paris sie entdeckte. Die Kesslers wurden zu einem internationalen Phänomen, tanzten in Städten wie New York und Barcelona und traten in Kinofilmen auf. Ihre Karriere war geprägt von einer ständigen Suche nach Perfektion und Hingabe zur Kunst.
Der letzte große Auftritt
Selbst im hohen Alter blieben die Kessler-Zwillinge aktiv. Ihre letzte große Rolle spielten sie 2015 in Berlin im Musical „Ich war noch niemals in New York“. Besonders in Italien wurden sie bis zuletzt gefeiert, wo sie auch ab 1975 fast 24 Jahre lang ihren Erstwohnsitz hatten. Ein besonderer Höhepunkt war ihr 85. Geburtstag, der im italienischen Fernsehen zelebriert wurde. Die Schwestern lebten am Ende zurückgezogen in einem Doppelhaus in Grünwald, wo sie ihren Lebensabend verbrachten.
Ein Abschied in Würde
Die Entscheidung für einen assistierten Suizid trafen die Kessler-Zwillinge nach reiflicher Überlegung. Sie waren seit längerer Zeit Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben und hatten das Datum ihres Todes selbst festgelegt. Ihr Wunsch war es, gemeinsam in einer Urne beigesetzt zu werden und Hilfsorganisationen im Testament zu bedenken. Ihr Leben und ihr Tod sind ein bewegendes Zeugnis ihrer unzertrennlichen Bindung und ihres Wunsches, die Dinge selbst zu bestimmen.
