Die deutsche TV- und Theaterwelt trauert um Schauspieler Rolf Becker. Der gebürtige Leipziger ist im Alter von 90 Jahren in einem Hospiz in Hamburg gestorben, wie St.-Pauli-Pastor Sieghard Wilm dem NDR bestätigte. Becker war über Jahrzehnte eine feste Größe auf der Bühne und im Fernsehen, prägte ganze Generationen von Zuschauerinnen und Zuschauern. Millionen kannten ihn als warmherzigen Cafeteria-Wirt Otto aus der ARD-Serie „In aller Freundschaft“, in der er fast zwei Jahrzehnte lang mitwirkte. Noch vor wenigen Tagen war er in neuen Folgen im Ersten zu sehen, nun blickt die Branche auf ein außergewöhnliches Künstlerleben zurück.
Rolf Becker prägte „In aller Freundschaft“ fast 20 Jahre
Seit 2006 gehörte Theaterschauspieler Rolf Becker zum Ensemble von „In aller Freundschaft“. In der Rolle des Cafeteria-Betreibers Otto, Vater von Dr. Martin Stein (gespielt von Bernhard Bettermann), war er einer der beliebtesten Figuren der Sachsenklinik. In mehr als 550 Episoden stand er für die ARD-Produktion vor der Kamera. Bis 2022 drehte Becker regulär für die Serie, zuletzt war er noch in aktuellen Ausstrahlungen zu sehen. 2022 kam es zu einem besonderen Moment: Er spielte erstmals gemeinsam mit seinem Sohn Ben Becker in der Krankenhausserie – ein lang ersehnter Wunsch vieler Fans.
Gemeinsame Drehs mit Ben und Meret Becker
Rolf Becker war nicht nur selbst ein gefeierter Schauspieler, sondern auch Vater von fünf Kindern, darunter die Schauspieler Ben und Meret Becker. Mit beiden stand er im Laufe seiner Karriere vor der Kamera. 2022 drehte er mit Ben Becker für „In aller Freundschaft“, die Szenen entstanden rund um seinen 87. Geburtstag. „Das ist ein Geburtstagsgeschenk. Allerdings waren wir am Set wirklich nur Kollegen, das Familiäre kam nach Drehschluss“, so Rolf Becker laut n-tv.de. Mit Tochter Meret Becker arbeitete er bereits zuvor für den „Tatort“, in dem sie als Kommissarin Nina Rubin ermittelte. Trotz Trennung von Ex-Partnerin Monika Hansen betonte er später, dass aus beiden Familienzweigen eine enge Gemeinschaft entstanden sei.
Vom politisierten Theaterschauspieler zum TV-Gesicht
Geboren 1935 in Leipzig, verbrachte Rolf Becker Teile seiner Kindheit im Zweiten Weltkrieg bei den Großeltern in Schleswig-Holstein. Die Entscheidung für die Schauspielerei fiel erst nach Kriegsende. Im Gespräch mit dem NDR erklärte er einst, sein Weg sei aus dem Bedürfnis entstanden, verstehen zu wollen, „wie richtet man eine Welt ein, in der das nicht wieder vorkommt?“ Literatur und Theater wurden für ihn zum Mittel, gesellschaftliche Fragen zu verhandeln. Nach der Ausbildung an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule führten ihn Engagements nach Darmstadt, Ulm und Bremen. Dort wurde er vom damaligen Intendanten Kurt Hübner fristlos entlassen, weil er als politisch engagierter Schauspieler die Macht der Regisseure infrage stellte, wie Bild berichtete.
Bedeutende Theaterjahre und prägendes Fernsehen
1971 holte ihn Theatermacher Ivan Nagel an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, das zu Beckers künstlerischer Heimat wurde. Parallel baute er seine TV-Karriere aus. Besonders wichtig waren ihm die Fernsehjahre von Mitte der Sechziger bis Anfang der Siebziger. „Die beste Zeit des deutschen Fernsehens waren die Jahre von Mitte der 60er bis etwa 1973“, sagte er einmal der dpa. In Produktionen wie „Bratkartoffeln inbegriffen“ nach Arnold Wesker und unter Regisseuren wie Fritz Umgelter sah er die großen politischen und gesellschaftlichen Konflikte jener Zeit verhandelt. Später folgten Gastrollen in „Großstadtrevier“ und „Tatort“ sowie seine langjährige Präsenz in „In aller Freundschaft“, die ihn einem breiten Publikum nahebrachte, wie t-online.de meldet.