Das Model mit dem langen Atem

Schirin Thoma also. Jahrgang 2006, Wurzeln in München, Wahlheimat Schweiz. Ihre Karriere liest sich wie ein fleißig geführtes Logbuch: Laufstege in Mailand, New York, Paris. Schauspielausbildung bei den Filmkids. Wer meint, das sei bloß jugendlicher Hüftschwung, hat nicht aufgepasst. Thoma ist nicht einfach Model, sie ist Unternehmerin. Ihre Modemarke Schirin Style wurde 2023 gegründet. Seither liefert sie Designs, die Haltung zeigen. Nachhaltig, individuell, europäisch produziert. Kein Lippenbekenntnis, sondern Prinzip.

Ihre Entwürfe entstehen nicht am Reißbrett der Marketingabteilung, sondern in ihrem Kopf. Sie skizziert, wählt Materialien, gibt das Tempo vor. Und das mit einer Konsequenz, die so gar nicht zum Klischee der flüchtigen Modewelt passen will. Fast Fashion? Ein Reizwort für Thoma. Ihre Kollektionen, mittlerweile drei an der Zahl, sollen bleiben. Zwei weitere sind für 2025 geplant.

Kleider, die nicht nur hübsch sind

Für Cannes hatte sich die 1,65 Meter große Designerin ein Kleid des philippinischen Couturiers Michael Cinco ausgesucht. Die Entscheidung für den in Dubai lebenden Modeschöpfer war kein Zufall. Cinco steht für Glamour, aber auch für cineastische Handschrift. Ein ästhetischer Schulterschluss mit Thoma, die Mode denkt wie ein Storyboard.

Make-up und Styling? Auch hier kein Zufallsprodukt. Rima und Sima - Stylisten mit internationalem Renommee - verantworteten den Look. Klare Linien, präzise Akzente, kein Firlefanz. Alles abgestimmt auf das Kleid, die Kamera, die Symbolik des Moments.

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Schirin Thoma posiert in einem Abendkleid auf dem roten Teppich während der Filmfestspiele Cannes 2025

Wer ist eigentlich diese Xenia?

An ihrer Seite: Reality-TV-Veteranin, UrurEnkelin des letzten Königs von Sachsen, nun auch Frontfrau der reanimierten Eurodance-Formation Sqeezer. 1986 geboren, zwischen Düsseldorf und der Popkultur der 90er sozialisiert. Einst Kandidatin bei "Popstars", später im "Sommerhaus der Stars", dann kurzzeitig in den Schlagzeilen mit einer japanischen Version von "Atemlos". Es klingt kurios, vielleicht auch etwas traurig. Aber Xenia nimmt die Branche beim Wort: Comebacks sind erlaubt. Man muss sie nur wollen.

Warum gerade diese zwei Frauen gemeinsam auftreten? Keine Ahnung. Vielleicht gemeinsame Freunde, vielleicht ein Zufall, vielleicht Strategie. Auf dem Teppich in Cannes ergab das Bild jedenfalls eine gewisse Spannung. Die eine kontrolliert, fokussiert, mit Blick für das Detail. Die andere laut, bunt, eine Art sächsisches Popornament im Blitzlichtgewitter.

Nachhaltigkeit mit biologischem Polyester?

Schirin Thoma setzt bei ihren Kollektionen unter anderem auf Polyester. Klingt erstmal widersprüchlich zur Fair-Fashion-Attitüde. Doch wer genauer hinsieht, merkt: Die Designerin denkt in Zyklen. Polyester ist langlebig, pflegeleicht, reduziert die Notwendigkeit schneller Neuanschaffungen. Das wiederum senkt den Ressourcenverbrauch. Kein Greenwashing, sondern pragmatisches Nachhaltigkeitsdenken. Auch das eine Form von Haltung.

Drei Stichworte: Bildung, Eigenständigkeit, Ausdauer

Vielleicht ist es diese Mischung, die Schirin Thoma so besonders macht. Sie hat ihren Schulabschluss gemacht, sich ausgebildet, sich weitergebildet. Hat nicht auf schnelle Reichweite gesetzt, sondern auf ein solides Fundament. Ihre Markenphilosophie ist durchdacht, ihre Designs erzählen Geschichten. Nicht die von perfekten Körpern, sondern von echten Menschen, die etwas zu sagen haben. Laut nachhaltigleben.ch ist genau das der Grund, warum junge Modekäufer immer stärker auf Labels wie ihres setzen.

Eine Frage der Perspektive

Ob der Auftritt in Cannes ein Wendepunkt ist? Für Xenia vielleicht. Für Schirin Thoma eher ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg zu größerer Sichtbarkeit. Sie wird nicht über Nacht zur neuen Stil-Ikone des Boulevards. Will sie vermutlich auch gar nicht. Viel eher dürfte sie in der Nähe jener bleiben, die ihre Kollektionen tragen, weil sie einen Gedanken transportieren. Und weil sie sich, wie bei ihrer Kollektion "Galaxy", nicht von Trends treiben lässt, sondern selbst welche setzt.

Das ist nicht laut, nicht schrill, aber vielleicht gerade deshalb so bemerkenswert.