Das geplante Rentenpaket der Bundesregierung sorgt für heftige Diskussionen. Eine im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung erstellte Untersuchung des Centrums für Intergenerative Finanzwissenschaft (CIF) und der Otto Beisheim School of Management kommt laut web.de zu dem Schluss, dass vor allem Seniorinnen und Senioren mit überdurchschnittlichen Rentenansprüchen gewinnen. So profitieren Personen mit geringen Einkommen deutlich weniger, obwohl sie im Erwerbsleben oft stärker von steigenden Lebenshaltungskosten betroffen sind. Zugleich warnen die Forschenden vor wachsenden finanziellen Belastungen für die nachrückenden Jahrgänge, wenn das Paket wie geplant umgesetzt wird.
100 Euro Plus für hohe Rentenansprüche
Konkret rechnen die Autoren vor, wie sich die Haltelinie beim Rentenniveau auswirken würde. Wer im Jahr 2031 ohne Reform eine monatliche Rente von 800 Euro erhalten hätte, bekäme durch das Rentenpaket rund 32 Euro zusätzlich. Bei einem Anspruch von 2500 Euro steigt die Monatsrente dagegen um etwa 100 Euro. Der überwiegende Teil der zusätzlichen Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung würde damit bei Ruheständlern mit überdurchschnittlichen Ansprüchen landen, so die Studie laut Nutzereingabe. Besonders kritisch sehen die Fachleute, dass Personen mit höheren Einkommen in der Vergangenheit bereits bessere Optionen für private Rücklagen hatten und dennoch am stärksten profitieren.
Kipppunkt bei 50 Prozent Beitragssatz ab 2045
Neben der ungleichen Verteilung der Leistungszuwächse geht es den Forschenden vor allem um die Finanzierung. Mit Verweis auf ihre Modellrechnungen erwarten sie, dass die Summe aus Beiträgen zu Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung im Jahr 2045 die Marke von 50 Prozent des Bruttoeinkommens überschreiten könnte. Diesen Wert bezeichnen sie als „Kipppunkt“. Nach Darstellung der Studie würde die Belastung der Erwerbstätigen damit deutlich steigen. Junge Beschäftigte müssten dann nicht nur für ihre eigene Altersvorsorge sparen, sondern zusätzlich wachsende Umlagebeiträge tragen – bei ungewisser späterer Rendite aus der gesetzlichen Rente.
Experten fordern Änderungen am Rentenkonzept
Anstelle des aktuellen Plans skizzieren die Autoren mehrere Alternativen. Genannt werden eine gezielte Fachkräftezuwanderung, eine dynamische Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung, die erneute Aktivierung des Nachhaltigkeitsfaktors zur besseren Lastenteilung zwischen den Generationen sowie der Aufbau einer politisch unabhängigen, kapitalgedeckten Zusatzsäule mit Renditeorientierung für Jüngere, berichtet welt.de. Diese Kombination solle die Rentenversicherung langfristig stabilisieren und gleichzeitig die Abgabenquote für Beschäftigte begrenzen. Vor allem die Idee einer stärkeren kapitalgedeckten Komponente – etwa über Aktien – spielt in der Debatte eine wachsende Rolle.
Politischer Streit um Systemwechsel und Aktienrente
Die Studie verstärkt den bereits laufenden Konflikt in der großen Koalition. FDP-Fraktionschef Christian Dürr spricht von einem „falschen Politikansatz zulasten zukünftiger Generationen“ und wirbt für einen grundlegenden Systemwechsel mit einer Aktienrente, zitiert die Nutzereingabe. In CDU und CSU formiert sich Widerstand vor allem bei jüngeren Abgeordneten, die die geplante Stabilisierung des Rentenniveaus als zu teuer für kommende Erwerbsjahrgänge einschätzen. Eine interne Probeabstimmung in der Union ergab rund 15 Gegenstimmen. Da die Linksfraktion im Bundestag Enthaltung angekündigt hat, gilt die Mehrheit für das Paket dennoch als wahrscheinlich – die Auseinandersetzung um eine langfristig tragfähige Altersvorsorge dürfte damit aber weitergehen.