Die gesetzlichen Renten in Deutschland steigen langfristig, doch der Blick in die Statistik zeigt große Unterschiede zwischen den Jahrgängen. Entscheidend für die spätere Auszahlung sind Geburtsjahr, Anzahl der Beitragsjahre, Einkommen und gesammelte Entgeltpunkte. Wer lange in Vollzeit gearbeitet und gut verdient hat, kommt auf deutlich höhere Ansprüche als Personen mit Teilzeitphasen, Niedriglohnjobs oder Erwerbsunterbrechungen. Laut Analysen der Deutschen Rentenversicherung (DRV), über die wmn.de berichtet, profitieren vor allem die Babyboomer-Jahrgänge. Gleichzeitig wächst der finanzielle Aufwand: Die Rentenausgaben kletterten seit 2000 von 136 auf 254 Milliarden Euro.
Babyboomer 1955–1969 mit den höchsten Ansprüchen
Die stärksten Rentenansprüche erzielen derzeit vor allem Versicherte, die zwischen 1955 und 1969 geboren wurden. Diese Generation konnte häufig auf durchgehende Erwerbsbiografien mit hohen Beitragszeiten und vergleichsweise stabilen Löhnen aufbauen. Wer in 45 Arbeitsjahren insgesamt 45 Entgeltpunkte sammelt, gilt nach Angaben der DRV als durchschnittliche Eckrentnerin oder Eckrentner. Statistiken der Rentenversicherung zeigen, dass viele Babyboomer diesen Wert deutlich übertreffen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt allerdings: „Aus dem Übertritt der Babyboomer vom Erwerbs- ins Rentenalter resultiert ein zunehmender demografischer Druck auf Arbeitsmarkt und Sozialkassen“, so das IW.
Nachfolgegenerationen 1970–1984 mit guten Chancen
Auch die nachfolgenden Jahrgänge zwischen 1970 und 1984 können laut Auswertungen der DRV mit relativ hohen Ansprüchen rechnen, sofern sie lange beschäftigt waren und ein überdurchschnittliches Einkommen erzielt haben. Ausschlaggebend bleibt das Prinzip der Entgeltpunkte: Jedes Jahr mit Durchschnittsverdienst bringt einen Punkt, der mit dem aktuellen Rentenwert multipliziert wird. Wer häufiger in gut bezahlten Vollzeitjobs gearbeitet hat, sammelt entsprechend mehr Punkte. So können Kindererziehungszeiten zusätzliche Punkte bringen, wenn sie korrekt gemeldet werden. Gleichzeitig wirken Phasen wie Minijobs oder längere Teilzeit bremsend auf die Rente.
Niedrige Renten für Jahrgänge vor 1955
Besonders ältere Rentnerinnen und Rentner, die vor 1955 geboren wurden, erhalten im Mittel deutlich geringere Auszahlungen. In diesen Jahrgängen lagen die Löhne deutlich unter den heutigen, selbst unter Berücksichtigung der Inflation, was zu weniger Entgeltpunkten und damit einer schmaleren Monatsrente führt. Nach Berechnungen stieg die durchschnittliche gesetzliche Rente zwar seit 2000 von knapp 700 Euro auf rund 1054 Euro, doch gleichzeitig gibt es heute rund drei Millionen Leistungsbeziehende mehr als damals, berichtet buerger-geld.org. Die Bezugsdauer hat sich zudem stark verlängert: Statt weniger als zehn Jahre Anfang der 1960er liegt sie inzwischen im Schnitt bei über 20 Jahren.
Gender Pension Gap: Frauen mit großer Rentenlücke
Zusätzlich zu den Unterschieden zwischen den Jahrgängen zeigt sich eine deutliche Kluft zwischen den Geschlechtern. Laut Statistischem Bundesamt beträgt der Gender Pension Gap 2024 rund 25,8 Prozent, wenn Hinterbliebenenrenten und Pensionen einbezogen werden. Ohne diese Leistungen steigt die Differenz sogar auf 36,9 Prozent. Frauen ab 65 Jahren kommen inklusive solcher Bezüge im Mittel auf etwa 20.668 Euro brutto im Jahr, Männer auf rund 27.850 Euro. Gründe sind unter anderem häufigere Teilzeit, Beschäftigung in schlechter bezahlten Branchen, Erwerbsunterbrechungen für Pflege sowie geringere Präsenz in Führungspositionen. Fachportale raten Frauen deshalb, die eigene Altersvorsorge früh und gezielt zu stärken.