Die Diskussion um Rente mit 70 richtet sich inzwischen klar an Millennials und Generation Z. Politikberater, Ökonomen und Wirtschaftsvertreter drängen darauf, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln – teilweise ist sogar von 73 Jahren die Rede, meldet telepolis.de. Hintergrund ist die Alterung der Bevölkerung: Immer mehr Ältere treffen auf weniger Beitragszahler. Heute kommen etwa drei Erwerbstätige auf einen Ruheständler, bis 2035 könnten es nur noch 2,4 sein. Ohne Anpassungen drohen höhere Beiträge bei sinkendem Leistungsniveau – für Jüngere eine heikle Kombination.
Demografie: Mehr Ruheständler bei weniger Beitragszahlern
Die Verlängerung der Rentenbezugsdauer verschärft die Finanzierung: Seit 1980 stieg sie bei Männern von 11,0 auf 18,8 Jahre, bei Frauen von 13,8 auf 22,2 Jahre. Zugleich könnte das Verhältnis bis 2060 auf rund 1,49 Beitragszahler je Rentner fallen. Das Umlageprinzip gerät dadurch in eine Schieflage, weil immer weniger Erwerbstätige für mehr Rentner aufkommen müssen. Für künftige Generationen bedeutet das: Längere Erwerbsphasen oder niedrigere Renten, wenn politisch nicht gegengesteuert wird.
Starres Modell: Ab Jahrgang 1982 vollständig betroffen
Ein von der Bundesregierung berufener Sachverständigenrat skizziert einen festen Pfad: Nach 2029 würde die Regelaltersgrenze jährlich um zwei Monate steigen. In diesem Szenario würde Rente mit 70 etwa 2052 erreicht. Voll getroffen wären dann alle Personen ab Jahrgang 1982, die erste volle Kohorte dieses Modells. Die Jahrgänge 1965 bis 1981 müssten voraussichtlich ebenfalls länger arbeiten als bisher geplant, wenn der Anhebungspfad politisch beschleunigt umgesetzt wird. Die Babyboomer wären dagegen weitgehend aus dem Schneider, weil sie bereits vorher aus dem Erwerbsleben ausscheiden.
Niederländisches Modell: Rente nach Lebenserwartung
Das vom ifo Institut befürwortete Konzept koppelt das Rentenalter dynamisch an die Lebenserwartung: Steigt diese um drei Jahre, sollen zwei Jahre länger gearbeitet und ein Jahr länger Rente bezogen werden. Um ein Rentenalter von 70 zu begründen, müsste die Lebenserwartung laut telepolis.de um rund 4,5 Jahre zulegen. Je nach Tempo ergeben sich unterschiedliche Startpunkte: Bei einem Plus von 0,1 Jahren jährlich läge der erste betroffene Jahrgang etwa bei 2003 (Eintritt um 2070), bei 0,2 Jahren bereits bei 1980 (Eintritt um 2048), bei 0,3 Jahren sogar bei 1970 (Eintritt um 2040).
Folgen für Gesundheit, Einkommen und Vorsorge
Kritiker sehen in der Koppelung an die Lebenserwartung eine verdeckte Leistungskürzung, weil nicht alle bis 67, geschweige denn bis 70 arbeiten können. Rund 17 Prozent der Verstorbenen erreichen das 67. Lebensjahr nicht, weitere drei Prozent sterben vor 70. Vorzeitiger Ausstieg wegen Krankheit oder körperlicher Belastung führt zu geringeren Ansprüchen und erhöht das Risiko von Altersarmut. Expertengremien verweisen auf einen Mix aus Maßnahmen: steuerliche Anreize für längeres Arbeiten, flexiblere Übergänge, stärkere Förderung kleiner Einkommen und ein zusätzliches kapitalgedecktes Polster, das transparenter und renditestärker sein soll als die Riester-Rente.