Die geplante Rentenreform der Koalition aus SPD und Union setzt auf mehrere Bausteine: ein gesichertes Rentenniveau bis 2031, bessere Anerkennung von Erziehungszeiten, steuerliche Entlastungen für weiterarbeitende Seniorinnen und Senioren und ein Einstieg in kapitalgedeckte Vorsorge ab Kindheit. Bundeskanzler Friedrich Merz und die Fraktionsspitzen werben dafür, dass das umstrittene Rentengesetz im Bundestag eine Mehrheit findet.
Rentenniveau bis 2031 fixiert, höhere Kosten für den Staat
Kernpunkt des Gesetzes ist die Fortführung der jährlichen Rentenanpassungen nach der Lohnentwicklung. Das Rentenniveau soll bis 2031 bei 48 Prozent gehalten werden, was den Bundeshaushalt im Jahr 2031 mit bis zu elf Milliarden Euro belastet. Ohne diese Stabilisierung würden die Leistungen wegen der wachsenden Zahl an Ruheständlern langsamer zulegen. Nach 2031 soll das Niveau nach dem Entwurf weiter um einen Punkt über dem Wert ohne Gesetz liegen. Dagegen wendet sich die Junge Gruppe, weil dies langfristig rund 15 Milliarden Euro pro Jahr kosten würde. Für Beitragszahler gibt es dagegen keine feste Grenze mehr: Der Satz von heute 18,6 Prozent könnte bis 2040 auf 21,4 Prozent steigen.
Erweiterte Mütterrente: Drei Jahre Erziehungszeit pro Kind
Parallel will die Koalition die Kindererziehungszeiten in der gesetzlichen Versicherung ausweiten. Für vor 1992 geborene Kinder sollen künftig zusätzlich sechs Monate angerechnet werden, sodass für alle Kinder pauschal drei Jahre gelten – unabhängig vom Geburtsjahr. Damit soll die bisherige Ungleichbehandlung der Erziehungszeiten beendet werden. Die CSU hatte diese Erweiterung besonders forciert. Die zusätzlichen Ansprüche kosten ab 2027 zunächst rund fünf Milliarden Euro, später etwa vier Milliarden Euro jährlich, berichtet n-tv.de. Profitieren dürften vor allem Frauen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien, für die jeder Rentenpunkt im Alter zählt.
Aktivrente: Bis zu 2000 Euro steuerfrei hinzuverdienen
Ein weiterer Baustein ist die sogenannte Aktivrente. Wer das reguläre Rentenalter erreicht hat und weiter arbeitet, soll ab dem kommenden Jahr bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen können. Dazu wird das Einkommensteuergesetz angepasst. Ältere Beschäftigte würden damit zusammen um bis zu 890 Millionen Euro pro Jahr entlastet. Die Initiative ging ursprünglich von der CDU aus. Zugleich hält die SPD daran fest, dass das reguläre Rentenalter selbst nicht angetastet wird; es steigt regulär auf 67 Jahre. Für viele Haushalte eröffnet die Aktivrente die Möglichkeit, Versorgungslücken durch zusätzliche Erwerbsarbeit gezielt zu verringern.
Frühstartrente, Betriebsrenten und neue Riester-Alternative
Mit der geplanten Frühstartrente will die Regierung kapitalgedeckte Vorsorge früh verankern. Vorgesehen ist, dass Kinder vom 6. bis zum 18. Lebensjahr monatlich zehn Euro erhalten, die in ein individuelles, privatwirtschaftlich organisiertes Depot fließen. Ab 18 kann dieses Konto mit eigenen Beiträgen weiter bespart werden, die Erträge sollen vor Rentenbeginn steuerfrei bleiben. Parallel soll die betriebliche Altersversorgung ausgebaut und entbürokratisiert werden, vor allem in kleineren Firmen und bei Geringverdienenden. Zudem soll die Riester-Rente in ein kostengünstigeres Standardprodukt mit staatlicher Förderung, insbesondere für Menschen mit niedrigem Einkommen, überführt werden. Nach Angaben von n-tv.de fehlt derzeit fast vier von zehn Beschäftigten eine ergänzende betriebliche oder private Vorsorge.