Der deutsche Arbeitsmarkt steht unter Druck, da Fachkräfte dringend gesucht werden und gleichzeitig viele Unternehmen Stellen abbauen. Laut dem ifo Institut überwiegen in wichtigen Industriebranchen die Entlassungen die Neueinstellungen. Klaus Wohlrabe vom ifo Institut erklärt: „Der Arbeitsmarkt kommt nicht aus der Krise. Die stagnierende Wirtschaft lässt die Unternehmen bei den Personalplanungen vorsichtig agieren.“ In diesem Kontext wird die Aktivrente als Lösung präsentiert, um Rentner länger im Arbeitsmarkt zu halten.
Aktivrente als Lösung für den Fachkräftemangel?
Die schwarz-rote Koalition plant die Einführung der Aktivrente ab dem 1. Januar 2026. Diese soll es Rentnern ermöglichen, nach Erreichen der Regelaltersgrenze bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei hinzuzuverdienen, so das Bundesfinanzministerium (BMF). Doch es gibt Bedenken, dass der zusätzliche Wettbewerb um Arbeitsplätze die Situation auf dem Arbeitsmarkt verschärfen könnte. Wie Merkur berichtet, plant eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, dass 36 Prozent der Unternehmen im nächsten Jahr Stellenstreichungen planen.
Kritik an der Aktivrente: Risiken für Jüngere
Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), äußert Bedenken zur Aktivrente. Sie sieht darin kein zentrales Instrument zur Lösung der aktuellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt. „Statt gezielte Maßnahmen zur Fachkräftesicherung zu fördern, besteht die Gefahr, dass ältere Beschäftigte länger im Erwerbsleben verbleiben, während jüngere oder arbeitssuchende Menschen aus bestimmten Segmenten verdrängt werden“, so Engelmeier. Diese Einschätzung teilt auch Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland.
Wer profitiert von der Aktivrente?
Die Aktivrente könnte vor allem gesunde und gut situierte Personen begünstigen, die ohnehin über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten würden. In vielen Branchen fehlen jedoch altersgerechte Arbeitsplätze oder tarifliche Regelungen, die eine Weiterbeschäftigung ermöglichen. Laut Merkur kritisiert Verena Bentele, dass viele Ältere mit Behinderung, Krankheit oder Pflegeverpflichtungen nicht länger arbeiten könnten und somit benachteiligt werden.
Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen
Der VdK fordert von den Arbeitgebern und der Merz-Regierung ein Aktionsprogramm für gute und gesunde Arbeit für ältere Beschäftigte. „Erst wenn sich die Arbeitsbedingungen für ältere Beschäftigte spürbar verbessern und mehr Menschen tatsächlich die Regelaltersgrenze erreichen, können sich die Chancen auf längeres Arbeiten gerechter verteilen“, betont Bentele. Die Aktivrente könnte kurzfristig die Einkommenssituation für einige Rentner verbessern, doch langfristige Lösungen sind gefragt.
Finanzielle Entlastung durch die Aktivrente
Laut dem BMF belohnt die Aktivrente das freiwillige Weiterarbeiten über das gesetzliche Rentenalter hinaus und könnte Rentner um bis zu 890 Millionen Euro jährlich entlasten. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) unterstützt die Renten-Reform, während Jens Spahn (CDU) zur Vorsicht mahnt. Die Debatte über die Aktivrente zeigt, dass eine differenzierte Betrachtung notwendig ist, um die Bedürfnisse aller Beteiligten zu berücksichtigen.