Der Fall Gsell gilt als einer der undurchschaubarsten Justizfälle Bayerns. 2003 starb der Schönheitschirurg Franz Gsell († 76) an den Folgen eines Überfalls im Krankenhaus. Beschuldigt den Überfall in Auftrag gegeben zu haben, wurde seine damalige Frau Tatjana Gsell (46). Das Ehepaar lebte zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem Jahr getrennt und Tatjana Gsell war mit dem Düsseldorfer Autohändler Helmut Becker zusammen. 

Franz Gsell († 76): Überfall mit Todesfolge

Aus Geldnot soll sie den Überfall in Auftrag gegeben haben, um den auf sie zugelassenen Sportwagen wiederzubekommen. Diesen Wagen wollte sie, so die Ermittler, im Ausland verkaufen. Die Täter sollen sich mit einer Axt Zugang zu Gsells Haus verschafft haben und zwangen ihn, den Tresor zu öffnen. Nachdem sie weder die Schlüssel noch die Papiere des Wagens gefunden hatten, misshandelten sie den Schönheitschirurgen. Dieser starb elf Wochen später an den Folgen des Überfalls im Krankenhaus. 

Im April 2003 wurde Tatjana Gsell wegen des Verdachts auf Mittäterschaft festgenommen und saß in Untersuchungshaft. In der Hauptverhandlung im Juli 2004 wurde sie wegen versuchten Versicherungsbetruges und des Vortäuschens einer Straftat zu einer Freiheitsstrafe von 16 Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe von 30.000 Euro verurteilt. Für den Tod von Franz Gsell wurde sie nicht verurteilt

Tatjana Gsell wird freigesprochen

Im September 2014 wurde der Fall wieder aufgerollt, um die genauen Todesumstände von Franz Gsell zu klären. Tatjana Gsell und einer der Autoschieber haben ihre Geständnisse wegen Versicherungsbetrug widerrufen, da diese lediglich verhindern sollten, dass sie für den Tod von Franz Gsell verantwortlich gemacht werden.

Das Gericht ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Autoschieberei nichts mit dem Tod von Franz Gsell zu tun hatte. Zwar hat sie stattgefunden, aber führte nicht zu dem Tod des Schönheitschirurgen. Die 46-Jährige wurde vom Richter freigesprochen und zwei andere Männer - keine Mitglieder der Autoschieberband -  wurden wegen schweren Raubes mit Todesfolge zu elf Jahren Haft verurteilt.